Nach antisemitischen Schmähungen: Anne Frank im Fußballstadion
  • vor 6 Jahren
Betroffenheit und Empörung hat eine antisemitische Klebe-Aktion im römischen Olympiastadion ausgelöst – über Italien und die Sportwelt hinaus.

Anhänger von Lazio Rom sollen nach dem Spiel am Sonntag gegen Cagliari Calcio, das die Römer 3:0 (2:0) gewannen, Aufkleber an Wänden verteilt haben, die die von den Nazis ermordete Jüdin Anne Frank im Trikot des Lokalrivalen AS-Roma zeigen. Daneben klebten antisemitische und
homophobe Sprüche sowie Aufkleber, auf denen «Ultras Lazio» zu lesen war.

Ekelhaft: Lazio-Fans hetzen mit Anne-Frank-Sticker gegen AS Rom https://t.co/0y9Y7kXDeM pic.twitter.com/HqevI428×0— WELT (@welt) 24. Oktober 2017


Claudio Lotito, Präsident von Lazio Rom:

“Lazio wird eine Initiative für 200 junge Fans ins Leben rufen. Um ihnen etwas beizubringen und damit bestimmte Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten, werden wir jedes Jahr eine Reise nach Auschwitz organisieren.”

Mit “Lazio-Fan Claudio” unterschrieb er eine Widmung auf einem Kranz vor der Synagoge von Rom: “An die jüdischen Brüder von Lazio in unseren Herzen.”

Er komme nicht umhin, das nachdrücklich zu verurteilen, was in Rom, in Italien geschehen sei, sagte der EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, ein Italiener.

Antonio Tajani, Präsident des Europäischen Parlaments:

“Das Bild von Anne Frank zu benutzen, um andere zu verunglimpfen, ist schrecklich. Jeder in unserer EU hat das Recht, seine Religion zu praktizieren. Die jüdischen Gemeinden sind Teil unserer Europäischen Union.”

Die Polizei leitete Ermittlungen ein. Lazio-Präsident Lotito entschied, dass die Fußballer beim Aufwärmen vor der Partie gegen Bologna Trikots mit einem Bild von Anne Frank tragen.

Bildung hilft, zur Not auch auf dem Fußballplatz – “Anne Frank”-Lesung vor Fußballspielen in Italien https://t.co/BWL44QozkG #stopnazis— Christian Grusdt (@grusdt) 24. Oktober 2017


Der italienische Fußballverband FIGC ordnete in Abstimmung mit dem Sportministerium und der jüdischen Gemeinde für die Spiele in dieser Woche und am Wochenende eine Minute des Nachdenkens auf allen Plätzen an, zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Vor den Spielen soll außerdem ein Ausschnitt aus dem Tagebuch von Anne Frank vorgelesen werden.

Das jüdische Mädchen Anne Frank war im Sommer 1944 in Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden und starb in Bergen-Belsen.

su mit dpa
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