Ein Loblied auf den Sechs-Stunden-Tag
  • vor 8 Jahren
Arturo Perez ist einer der Glücklichen, die gern zur Arbeit gehen. Er ist Pfleger in einem städtischen Altenheim in der Nähe von Göteborg und kümmert sich um Alzheimer-Patienten. Seit über zwanzig Jahren macht er das und war oft ziemlich ausgelaugt. Doch im vergangenen Jahr änderte sich sein Leben: Das Heim nimmt an einem Modellversuch zur Arbeitszeitverkürzung teil, Arturo und seine rund achtzig Kolleginnen arbeiten jetzt nur noch sechs statt acht Stunden pro Tag – bei vollem Lohn.

“Ich bin nicht mehr so gestresst wie früher”, freut er sich. “Ich habe neue Kollegen kennengelernt. Wir helfen uns gegenseitig, um unsere Aufgaben besser zu planen, und wir haben mehr Freude bei der Arbeit. Ich muss mich auch um meine Kinder kümmern, ich bin alleinerziehender Vater. Jetzt muss ich sie nicht mehr morgens zur Schule scheuchen – alles ist viel entspannter. Ich habe den Eindruck, dass ich ein besserer Papa geworden bin – und auch ein besserer Pfleger.”

prima idee! aber klar, dass das aus skandinavien und nicht aus D kommt Schweden testen den Sechs-Stunden-Tag https://t.co/mgwo8Lnc3d— Mieze Schindler (@Apple25Sanne) June 15, 2016

Bessere Pflege durch ausgeruhtere Mitarbeiter

Der Versuch unter Regie der Stadtverwaltung läuft über zwei Jahre und wird von Forschern evaluiert. Ziel ist, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und Krankenstände zu verringern, und dadurch auch die Qualität in der Pflege zu steigern. Ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz. Die Bilanz der Heimleiterin Monica Axhede nach eineinhalb Jahren: “Die Atmosphäre ist viel entspannter. Wir haben hier viele Demenz-Kranke. Vorher, wenn es viel Stress gab, wurden sie unruhig. Jetzt sind sie merkbar ruhiger. Außerdem haben wir mehr Personal einstellen können, wir haben Stellen geschaffen. Und wir haben viel weniger Krankschreibungen.”

Göteborg ist die zweitgrößte Stadt Schwedens. Und eine der Städte, in der die meisten Arbeitsausfälle und Burnouts verzeichnet werden. Der Sechs-Stunden-Tag ist auch ein Versuch, dem abzuhelfen. Aber die Frage wird politisch sehr kontrovers diskutiert. ie Initiative ging ursprünglich von der linken Mehrheit im Göteborger Stadtrat aus. Doch die Verhältnisse haben sich geändert, jetzt sind auch rechte Politiker an der Macht. Die konservative stellvertretende Bürgermeisterin Maria Ryden ist dagegen, den Modellversuch zu verlängern, und will ihn schon gar nicht auf andere kommunale Bereiche ausweiten: “Wir sind für 53.000 Beschäftigte in Göteborg verantwortlich. Wenn wir alle diese 53.000 Angestellten sechs Stunden arbeiten ließen und sie für acht Stunden bezahlten – das ist eine einfache Rechnung! Und es wird in Zukunft eine große Herausforderung, mehr Personal zu rekrutieren. Wenn man also nur Personal dafür bezahlt, nicht zu arbeiten, wird weniger Geld zur Verfügung stehen, um neues Personal einzustellen. Wir brauchen mehr Leute, und die Leute müssten sogar noch länger arbeiten!”

Dass das Experiment Geld kostet, räumt auch Daniel Bernmar ein, der stellver